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Zweiter Filmabend der Altstadtfreunde

„Schuster, bleib' bei deinen Leisten!“ Dieses bekannte Sprichwort traf wohl kaum auf einen Spalter besser zu als auf Georg Riedel. Bei ihm ist das wörtlich gemeint. Er, der leider schon verstorben ist, ist seinen Leisten treu geblieben. Und das bis ins hohe Alter. Georg Riedel, seine eigene Geschichte und die über das alte Handwerk des Schuhmachers lebte vor wenigen Tagen im, bis auf den letzten Platz gefüllten, HopfenBierGut nochmals auf. Dort zeigten die Altstadtfreunde Spalt e.V. nämlich den von Familie Schurz gedrehten Film „Der Riedel Schuster“. Gedreht wurde der in der Schusterwerkstatt im Handwerkerturm am Oberen Tor. Dass diese Werktatt dort bis heute besteht, ist dem Heimatverein Spalter Land e.V. zu verdanken, der vor vielen Jahren die Handwerkerstuben initiierte und sie bis heute unterhält.
Der Film zeigte Georg Riedel in seinem Element. Er wollte eigentlich eine Ausbilung bei der Bahn machen, die Familie drängte aber darauf, dass er die Schuhmacherrkstatt des Großvaters und des Vaters weiterführen solle. Das tat er dann auch über viele Jahre. Georg Riedel, der gelernter Schuhmacher, der eben kein Schuster war, der nur Schuhe repariert, blieb auch im Rentenalter „bei seinem Leisten“. Die Schuhmacherwerkstatt seiner Familie, die im Handwerkerturm unterkam, zeigte und erklärte er gerne. Beeindruckend war dabei sein handwerkliches Wissen und Können, begeisternd seine Erzählungen über und um das Schuhmacherhandwerk.
All das greift der Film auf. Der Riedel Schuster beschreibt darin die vielen für die Herstellung von Schuhen damals notwendigen Arbeitsschritte und er erklärt die Werkzeuge und ihre Handhabung. Man erahnt, welchen Stellenwert Schuhe früher hatten. Früher, als sie noch handwerklich über den genau passenden Leisten gezogen worden sind.
Danke an Familie Schurz, dass sie mit ihrem Film wieder ein Stück Spalter Handwerksgeschichte für die Nachwelt erhalten hat.


 

Die Christophoruskirche als Thema beim Januarstammtisch

Wenn man zwei viel größere, ältere Geschwister hat, dann tut man sich als viel jüngere und deutlich kleinere Schwester immer besonders schwer. Das gilt auch für die kleine evangelische Christophoruskirche neben den katholischen Kirchen von St. Emmeram und St. Nikolaus. Der Januarstammtisch der Altstadtfreunde Spalt hat sich gerade auch deshalb ausführlich mit der unscheinbareren evangelischen Kirche beschäftigt.
Zu deren 100. Geburtstag im Jahre 1995 verfasste René Richter eine sehr aufschlussreiche „Kleine Geschichte der Evangelischen Kirche zu Spalt“. Diese Chronik nutzte auch Walter Bachmann, der in dem ihm eigenen mitreißenden Erzählstil viele der darin enthaltenen historischen Details aufleben ließ.
1838 wurden erstmals lutherische Gläubige, es waren meist staatliche Beamte, in Spalt erwähnt. Diese wenigen Familien gehörten zunächst zum katholischen Pfarrverband Spalt und ab 1844 zu dem von Fünfbronn. Der weite Weg zu den Gottesdiensten führte dazu, dass am 5. September 1879 ein Antrag an den Magistrat der Stadt gestellt wurde, in Spalt einen Betsaal einrichten zu können. Schon zwölf Tage später (!) fiel die Entscheidung. Die Protestanten durften das alte Schießhaus (heute Leichenhaus) für ihre Gottesdienste 10 Jahre lang mietfrei nutzen. Lediglich die notwendigen Umbaumaßnahmen mussten selbst erledigt werden. Eine schnelle, positive Entscheidung zu Gunsten der „Lutherischen“ im katholischen Spalt! Heute würde man sagen: Ökumene pur!
Als die Zahl der evangelischen Gläubigen immer weiter anstieg und der Pachtvertrag für das Schießhaus auslief, kam die Idee auf, eine kleine Kapelle zu errichten. Die Planungen dazu begannen 1892. Auf Drängen der staatlichen Genehmigungsstellen wurde aus dem ursprünglich vorgesehenen Dachreiter ein richtiger Turm. Auch hier zeigte der Magistrat Spalts seine Liberalität. Die Stadt stellte nämlich die Sandsteine für das Mauerwerk kostenlos zur Verfügung!
Am 18. August 1895 konnte die Kirche, ausgestattet mit drei Glocken, eingeweiht werden.
Im Laufe der beiden Weltkriege wurde jeweils Glocken konfisziert. Nach den Kriegen wurde das Geläut jeweils bestmöglich wieder ergänzt. Nach dem 2. Weltkrieg war es eine Glocke aus den Beständen eines Glockenfriedhofs. Diese läutete früher in der Christophori-Kirche in Breslau. Auch deshalb, so Herr Bachmann, hat man, als man der Kirche zu ihrem 100. Geburtstag erstmals einen Namen gab, sich für den Namen Christophoruskirche entschieden. Bachmanns Hinweise auf die Kirchenrenovierung 1970, auf den Einbau einer neuen Orgel im Jahr 1972 und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Trachtenverein Spalt, der dazu führte, dass nun auch ein Pfarrraum zur Verfügung steht, rundeten den überaus informativen Abend ab.
Herzlichen Dank an Walter Bachmann für seine tolle Führung!


 

Altstadtfreunde Spalt e.V. zeichnen erstmals besonders gelungene Renovierungen aus.

 

Wenn man anfängt, an einem alten Gebäude nachzuforschen, stößt man auf seine Geschichte und seine Geschichten. „Und je mehr man nachforscht, umso mehr wandert das Haus in einen hinein, wird Teil von einem selbst.“ Diese Aussage fand die Zustimmung der anwesenden Hausbesitzer, die von den Altstadtfreunden Spalt e.V. für besonders gelungene Renovierungen eine Anerkennung erfahren haben. Aber der Reihe nach.

Die Altstadt von Spalt wird geprägt von seinen engen Gassen und seinen historischen, denkmalgeschützten Gebäuden. Für Einheimische und Touristen machen sie den ganz eigenen Charme aus. Sie zu erhalten und zu sanieren ist besonders für private Hausbesitzer eine herausfordernde Aufgabe. Erfreulicherweise haben in den letzten Jahren viele Privatleute ihre Gebäude in beeindruckender Weise saniert.
Vor wenigen Tagen war das dann so weit: Die ausgewählten Hausbesitzer und der Arbeitskreis des Vereins trafen sich. Der Vorsitzende der Altstadtfreunde Spalt e.V., Herr Dr. Wilhelm Wechsler, machte schon in seiner Begrüßung deutlich, warum sich der Verein zu einer solchen Aktion entschlossen hat. Die mit großem Aufwand erfolgten Renovierungen von Privatleuten gelte es ausdrücklich zu würdigen. Dr. Wechsler ließ aber auch nicht unerwähnt, dass diesem Abend im Verein eine intensive Diskussion vorausgegangen ist. Besprochen wurde, welche Sanierungen als besonders gelungen gelten, wie weit man bei einer ersten Anerkennungsrunde zeitlich zurückgehen will und in welcher Form eine Anerkennung ausgesprochen wird.
Am Ende hat man sich im Arbeitskreis darauf verständigt, bewusst auf eine Rangordnung der Anerkennungen zu verzichten, Sanierungen im Zeitraum der letzten 3 bis 4 Jahre zu berücksichtigen und im Rahmen eines gemeinsamen Abends eine Stahlplakette und eine Urkunde zu überreichen. Dank ganz besonders an die Firma toolcraft für die Herstellung der Plakette.

In einer Präsentation wurden die renovierten Häuser vorgestellt. Jeder der anwesenden Hausbesitzer stellte kurz sein Haus und die jeweiligen Sanierungsmaßnahmen vor. Diese Berichte waren so unterschiedlich wie die Gebäude verschieden sind. Alle aber waren höchst interessant und beeindruckend. Da wurde von einem Haus im Haus berichtet, von Kernsanierungen und Totaleinstürzen, von überraschenden Entdeckungen während der Bauzeit, von geretteten Einzelbauteilen, von unvorhergesehenen Problemen und ungeahnten Bauzeitenverlängerungen. Aber auch vom Einbau modernster Technik in ein altes Gebäude und von der Möglichkeit, auch im Altstadtbereich ein Haus mit barrierefrei zu sanieren, wurde erzählt. Und die derzeitige Nutzung der aufwändig sanierten Gebäude? Vom reinen Mietshaus über ein nun als Ferienhaus genutztes Gebäude, vom eigenen Wohnhaus bis zum Wohn- Geschäftshaus war alles dabei.
Und das Baujahr der Häuser? Es reichte von Mitte des 16. bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Allen Berichten war aber eines gemeinsam: Die Wertschätzung der alten, historischen Bausubstanz, die Freude daran, etwas erhalten und geschaffen zu haben, der Stolz, der oft schon langen Geschichte des Hauses ein neues Kapitel hinzugefügt zu haben. „Die Sanierung hat sich für uns gelohnt“, war der Tenor. Damit war natürlich nicht ein finanzieller Gewinn gemeint, sondern die Erfahrung, dass man sich umso mehr für das zu sanierende Gebäude begeistert hat, je mehr man über seine Geschichte und seine vormaligen Bewohner erfahren hat.
Und wie war das mit dem Denkmalschutz, mit Auflagen und zusätzlichen Kosten? Übereinstimmend wurde von sehr positiven Erfahrungen mit dem Amt für Denkmalschutz berichtet, wurde das Fassadenförderprogramm der Stadt Spalt ausdrücklich gelobt. Auch und gerade Herr Danninger von der unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Roth wurde als hilfreicher, kompetenter und kompromissbereiter Gesprächspartner hervorgehoben.
Vereinsvorsitzender Dr. Wechsler bedankte sich zum Abschluss bei allen Anwesenden für ihr Kommen, für ihre beeindruckenden Sanierungsleistungen und ihre aufschlussreichen Erfahrungsberichte. Die Altstadtfreunde Spalt e.V. hoffen, so Wechsler, dass viele weitere Privatleute die Begeisterung und die Bereitschaft, Altstadtgebäude zu sanieren und zu erhalten, aufbringen werden. Der Verein wird auf alle Fälle wieder für besonders gelungene Sanierungen seine Anerkennung aussprechen.